Konfliktmanagement. Mit Fingerspitzengefühl und Photoshop.

Der Erfolg eines Porträtfotografen hängt nicht immer allein von seinem Können hinter der Kamera und im Umgang mit den Menschen während der Porträtsitzung ab. Nicht selten ist auch ein Händchen für das Konfliktmanagement gefragt.

Beispielsweise.

Ein Kollege und ich saßen vergangene Woche zusammen und tauschten uns über gerade laufende Projekte aus. Ähnlich wie bei mir stehen bei ihm zur Zeit einige Termine für Mitarbeiterporträts mittelgroßer Unternehmen an. Teils als direkter Auftragnehmer, teils im Auftrag einer Agentur. Er erzählte von einem Shooting, das kurz zuvor stattgefunden hatte. Halber Tag, ein Herr und mehrere Damen einer Kanzlei. Das Agenturbriefing sah vor, dass die Damen aus Zeitgründen bereits geschminkt erscheinen und von seiner Visagistin lediglich zur Kontrolle begutachtet werden. Zum Beispiel kann eine Make-up Grundierung für Blitzlicht gar nicht geeignet sein. Dann muss korrigiert werden, damit die Haut nicht zu sehr glänzt et cetera.

Eine Dame kam komplett ungeschminkt, was aber kein Problem darstellte, da der vorgesehene Zeitplan weitaus weniger kritisch war als zunächst angenommen. Die Visagistin hatte genügend Zeit, in Ruhe ein komplettes Make-up zu machen.

„Vielen Dank für die tollen Fotos, wir werden dem Kunden nun eine Auswahl zusenden.“ So die Agentur meines Kollegen am nächsten Tag in einer Mail an ihn. Nun aber, eine Woche später, heißt es, zwei Damen wären gar  nicht glücklich über ihre Fotos. Es sei zu wenig Make-up zu sehen. Seine Ansprechpartnerin aus der Agentur rief meinen Kollegen nun an, um ihn zu fragen, wie man nun weiter vorgehen wolle.

Konfliktmanagement Schritt 1.

Mehr Details, mehr Informationen erfragen. Was genau heißt, es ist zu wenig Make-up zu sehen? Ich hatte mal den Fall, dass es einer Kundin zu viel Make-up war, wie sie bei der Betrachtung ihrer Fotos später feststellte. Obwohl meine Visagistin immer vor beziehungsweise mit Spiegeln arbeitet. Obwohl ich immer mindestens einmal während des Shootings Zwischenergebnisse zeige. Das kann passieren. Ich fragte die Kundin, was ihr denn genau zuviel an Make-up war und mit ein paar gezielten Pinselstrichen in Photoshop war alles gut.

Die Kundin/der Kunde formuliert die Unzufriedenheit erst einmal sehr allgemein und oft wenig konkret. Das birgt im ersten Moment natürlich erst einmal großes Konfrontationspotential. Stress. Ich kenne nicht wenige Fälle, in denen an Kleinigkeiten ganze Projekte komplett gescheitert sind und die Parteien seitdem kein Wort mehr miteinander reden.

Muss nicht sein. Wenn man einfach nachfragt, was genau gefällt Dir denn nicht, ist man überrascht, wie leicht sich vieles aus der Welt schaffen lässt und alle zufrieden sind.

Ich bin schon gespannt, wie es mit meinem Kollegen und seinem Konfliktmanagement weitergeht.

Fortsetzung folgt.

 

0 Antworten

  1. Hallo Raimund,
    es gibt Projekte da kann man es keinem Recht machen. Die Person hatte einen schlechten Tag, Schlechte Stimmung verbreitet wie ein Virus und auf einmal finden alle die Bilder doof. Wenn sich die Bilder im Vorwege angesehen wurden, also während des Shootings und für gut befunden wurden, was will man da im nachhinein noch machen, wenn einer anderen Gruppe die Bilder nicht gefallen? Hier bleibt nur offene und freundliche Kommunikation. Eine gemeinsame Lösung erarbeiten, ohne sich gegenseitig rund zu machen. Man sieht sich immer zweimal im Leben.
    Viele Grüße aus Lübeck André

    1. Lieber André,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Du hast Recht. Eine für beide Seiten akzeptable Lösung ist immer die beste.
      Liebe Grüße aus München.

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