Raimund Verspohl fotografiert sich in einer Spiegelung in der Berliner U-Bahn. Bild- und Nutzungsrechte vorbehalten. #fotocredits

Das richtige Objektiv für Porträts? Selfies verändern unsere Wahrnehmung.

„Wofür willst ’n das? Das ist aber kein Objektiv für Porträts.“ fragte mich der Mann im Fotoladen. Ich hatte gar nicht gesagt, dass ich die 28 mm Brennweite für Porträts einsetzen würde, aber er ging wohl davon aus, da er meine Arbeiten kennt. 28er Brennweite ist Weitwinkel. Das bedeutet unter anderem, je weiter mein Motiv außerhalb des Bildzentrums liegt desto mehr wird es verzerrt, auseinandergezogen. Wohingegen in der Mitte alles schmaler und komprimierter wirkt.

Das richtige Objektiv für Porträts?

Als für die Porträtfotografie am besten geeignete Objektive gelten in Fachkreisen im allgemeinen Brennweiten von 50 – 135 mm. Ausgehend davon, dass die verwendete Kamera mit einem Vollformatsensor ausgestattet ist. Hier sind die klassisch verwenden Festbrennweiten für Porträts 85mm, 105 und 135mm. Die vorhin erwähnten 50 mm sollen angeblich die Proportionen unseres Spiegelbilds am besten abbilden. In der Fachliteratur wird dringend davon abgeraten, diese 50 mm zu unterschreiten. Wegen der Stärke der eingangs erwähnten Verzerrungen. Die hängen nicht nur von der Brennweite ab, sondern ebenso von der Entfernung zwischen Objektiv und Motiv. Heißt, wenn ich mit einer 50 mm Linse zu nah am Model bin, wirken seine Proportionen auch schnell verzerrt und unrealistisch.

So viel zur Theorie. Einer Theorie, die bisher sicher auch in der Wahrnehmung von Fotos ihre Entsprechung fand.

Selfies verändern unsere Wahrnehmung.

Mit Etablierung der Smartphones hießen Selbstporträts Selfies und die 50 mm Untergrenze ist längst unterschritten. Duckfaces und andere Gesichter sind nicht selten extrem verzerrt, was Inhaberinnen und Inhaber dieser Gesichter aber nicht im geringsten stört, wenn sie diese in den Social Media Kanälen, allein voran Instagram, posten.

Im Laufe der Geschichte haben sich Schönheitsideale und Ästhetisches Empfinden, nicht nur in der Fotografie, ständig verändert.

Ich denke, Smartphones haben und werden weiterhin unseren Blick auf die Porträtfotografie grundlegend verändern. Wenn Du heute ein Porträt mit einer 85er Brennweite fotografierst, wundere Dich nicht wenn ’s später heißt: „Ich sehe irgendwie dicker aus!“

 

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